Ole Hallesby schreibt in seinem wunderbaren Buch „Vom Beten“ über das Wesen des Gebets. Gleich aus dem ersten Kapitel können wir viel darüber lernen, was es heisst, zu beten.
Grundlage ist ein Vers aus der Offenbarung:
Jesus sagt: „Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.“
(Offenbarung 3,20; NGÜ)
Hier einige wichtige Aussagen über das Beten:
Jesus ist der Auslöser für Gebet, nicht wir selbst
Jesus klopft an die Tür und wir öffnen. Das bedeutet:
Beten heisst: Jesus einlassen.
Nicht wir bewegen Jesus, zu uns ins Gebet zu kommen. Es ist andersherum: Jesus bewegt uns zum Gebet. Er klopft an, wir hören es, gehen zur Tür und öffnen ihm.
Jesus agiert und wir reagieren.
Denk nur einmal an die Geschichte mit der Frau am Brunnen (Johannes 4,1-42). Jesus sitzt am Brunnen, die Frau kommt dazu. Jesus spricht sie an, sie antwortet. Jesus agiert und die Frau reagiert … bis zu einem Punkt. An diesem Punkt wird sie selbst aktiv und handelt:
Die Jünger kommen zurück, das Gespräch mit Jesus endet und die Frau geht ohne Aufforderung los, um den Menschen im Dorf begeistert von Jesus zu erzählen.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir können festhalten:
Die Wirkung von Jesus Anklopfen ist das Gebet.
Warum will Jesus unser Gebet?
Kurz-Antwort: Weil Gott gut ist und uns liebt
Lass uns dazu kurz in die Bibel schauen:
Jesus sagt: „Euer Vater weiß, was ihr braucht, und zwar schon bevor ihr ihn darum bittet.“
(Matthäus 6,8; NGÜ)
Aha. Da fällt der Groschen, oder?
Gott weiß, was wir brauchen. Und zwar immer. Er weiß, was das Beste für uns ist. Er kennt uns in- und auswendig, bis in die winzigste Haarspitze und auch in unsere Gedanken hinein ist ihm nichts unbekannt.
Das gilt immer und ohne Ausnahme. Für jeden Menschen, ob er glaubt oder nicht. Und ob er es will oder nicht.
Das Problem: Wir wissen nicht immer, was das Beste für uns ist.
Wir denken vielleicht, dass wir das wissen. So wie ein Kind denkt, dass es jetzt das Beste ist, die Tüte Süßkram bis auf den letzten Krümel aufzuessen. Oder dass es jetzt absolut gut wäre, bis 23.00 Uhr aufzubleiben. Stell dir mal vor, dein Kind würde an so einem Abend plötzlich still werden, dich anschauen, dir seine Arme entgegenstrecken und sagen: „Danke, dass du mein Bettchen vorbereitet hast. Kannst du mich hineinlegen … und mir etwas vorlesen?“
Das will Jesus.
Jesus will unser Gebet, weil wir durch das Beten bereit werden, das Gute, das Gott für uns vorbereitet hat, auch tatsächlich anzunehmen.
Beten ist das Atemholen der Seele
Ein schöner Ausdruck. Doch wie ist er zu verstehen?
Unser Körper benötigt Luft zum Atmen, damit er überleben kann. Diese Luft ist (im Regelfall) überall um uns herum vorhanden. Wir brauchen nur ganz natürlich zu atmen … und alles ist gut.
Ähnlich ist es mit unserer Seele.
Unsere Seele benötigt die Gemeinschaft mit Gott, damit sie überleben kann. Um gesund und stark zu bleiben, braucht sie seine Gnade und seine Zuwendung. Diese Gnade und Zuwendung umgibt uns in Jesus Christus von allen Seiten.
Wir brauchen nur ganz natürlich zu beten … und alles ist gut.
Denn das Gebet ist das Organ, durch das wir Christus in unsere Seele aufnehmen.