Irgendwann wird jeder von uns vor Jesus stehen und ihm ins Antlitz sehen. So steht es in der Bibel. Doch auch hier in unserem irdischen Leben â heute und schon in dieser Stunde â kann es passieren, dass du ihm ins Gesicht schaust. Dem Mann in dieser Geschichte ist genau das passiert …
Neulich habe ich eine Geschichte gehört, die ist zu schön, um wahr zu sein.
Oder ist sie zu traurig, um schön zu sein?
Am besten, du entscheidest selbst:
Nur eine Banane âŠ
Schauplatz ist eine Essensausgabe fĂŒr bedĂŒrftige Menschen in Florida. Der Ort also, den wir in Deutschland eine Tafel nennen.Â
Vor dieser Tafel steht eine lange Schlange mit Menschen. Alle hoffen auf Essen, auf ein wenig Reis, ein paar Konserven und vielleicht ein paar StĂŒcke Obst. Auch das junge MĂ€dchen, das ganz hinten geduldig in der Schlange wartet, macht keine Ausnahme davon.
AuffĂ€llig ist nur, dass sie immer wieder auf die gegenĂŒberliegende StraĂenseite blickt. Es scheint, als wĂŒrde sie dort etwas suchen âŠ
Langsam rĂŒckt sie vorwĂ€rts, nĂ€her und nĂ€her an die Lebensmittel-Ausgabe heran. Die Menschen um sie herum werden unruhig. Nervös flĂŒstern sie sich die schlechte Nachricht zu: âHeute wird es nicht fĂŒr alle reichen! Die Essensausgabe hat nicht genug Lebensmittel.â
Alles drĂ€ngt nach vorn. NĂ€her an die Ausgabe, nĂ€her an die Lebensmittel âŠ
Das MĂ€dchen scheint seltsam unberĂŒhrt. Geduldig steht sie an, ihre einzige Sorge gilt den drei Gestalten, die sich auf der anderen StraĂenseite im Schatten eines Baumes zusammengekauert haben.
Endlich ist sie dran.
Klein und einsam steht sie als die Letzte aus der Schlange vor der Ausgabe. Der ca. 35-jĂ€hrige Mann, der heute das Essen ausgibt, heiĂt Jonah. Er macht diesen Job schon seit zwei Monaten, doch so unwohl wie heute hat er sich noch nie gefĂŒhlt. Mit TrĂ€nen in den Augen und zutiefst beschĂ€mt schaut er das MĂ€dchen fast schon verlegen an. Mit leiser Stimme sagt er: âEs tut mir so leid, aber wir haben nichts mehr, was ich dir geben kann. Nur eine einzige Banane ist noch ĂŒbrig, die kann ich dir geben.â
Zögerlich beugt er sich vor und streckt seine Hand aus, auf der eine einsame, gelb-braune Banane liegt.
Das MĂ€dchen scheint das nicht stören. Freudige Erwartung huscht ĂŒber ihr Gesicht, als sie das kostbare Geschenk leise aus der Hand des Mannes nimmt. Sie wirft ihm ein scheues LĂ€cheln zu, dreht sich um und lĂ€uft dann schnurstracks auf die gegenĂŒberliegende StraĂenseite.
Im Schatten des Baumes kauert sie nieder.
âWartet kurz, ich muss die Banane noch teilen!â
Die drei kleinen Kinder warten ebenso geduldig, wie schon das MĂ€dchen zuvor gewartet hatte. Hungrig schauen sie zu, wie ihre âgroĂeâ Schwester bedĂ€chtig die Banane schĂ€lt und dann sorgfĂ€ltig in drei Teile zerbricht.
âEine fĂŒr dich, eine fĂŒr dich und hier ist eine fĂŒr dich!â Vorsichtig legt sie die Bananenteile in die kleinen HĂ€nde ihrer Geschwister. Fast schon andĂ€chtig beginnen die Kleinen zu essen.
Das MĂ€dchen schaut kurz zu. Ein LĂ€cheln huscht ĂŒber ihr Gesicht.
AnschlieĂend nimmt sie die Bananenschale, kauert sich neben die Kleinen auf den Boden und beginnt, das Innere abzulecken, um selbst satt zu werden.
Jonah wird noch oft ĂŒber diesen Tag nachdenken. Die Begegnung mit dem geduldigen MĂ€dchen hat ihn tief bewegt und nachhaltig geprĂ€gt. Manchmal erzĂ€hlt er von diesem Tag. Wenn ihn dann jemand fragt, was genau passiert ist, dann antwortet er immer mit den gleichen Worten:
âIch glaube, ich habe an diesem Tag Jesus ins Gesicht gesehen.â
Dieser Satz ist nun wahrlich so schön, dass ich es fĂŒr heute damit bewenden lassen möchte.
Praktische, tĂ€tige und hingebungsvolle NĂ€chstenliebe, die aus echtem MitgefĂŒhl und Verantwortungsbewusstsein gegenĂŒber meinem NĂ€chsten erwĂ€chst, das ist der Stoff, der die Nachfolger Jesu formt.
Der Jesus-Journalist âđ»