Eine bedeutsame Begegnung in einer besonderen Bar 🍸

Es gibt keinen Gott. Oder?

Ein Narr in einer Bar und was sich daraus entwickelt

Törichte Spötter gibt es genug. In Hinblick auf weltliche Maßstäbe mögen sie intelligent sein, für geistliche gilt das weniger. Und so mancher schießt über das Ziel hinaus.

Es ist ungefähr vier Uhr nachmittags, als Jonah das Tipsy Baker betritt.

Um diese Zeit ist noch nicht viel los. Das übertrieben laute Lachen von ein paar jungen Männern übertönt die Musik. Sie sehen aus, als hätten sie erst gestern ihre Banker-Lehre abgeschlossen, rührend anzusehen mit ihren feinen Anzügen. Dabei wirken sie wie kleine Jungs im Konfirmationsanzug. Nur dass sie damals eine Kerze in der Hand hielten, jetzt ist es ein Longdrink-Glas. Und statt um den Pfarrer scharren sie sich um eine junge Frau, die die Aufmerksamkeit sichtlich genießt.

Jonah sucht sich einen Tisch in der Ecke. Später wird hier nichts mehr frei sein. Die Bar ist bekannt für gute Cocktails und ein Magnet für die Scharen anderer junger Männer und Frauen aus den umliegenden Büros.

„Noch eine Stunde“, denkt Jonah bei sich. 

Er holt seine Bibel aus dem Rucksack und beginnt zu lesen.

Einen Kaffee später betritt ein bärtiger Mittvierziger den Raum. Er schaut sich kurz um, setzt sich dann aber direkt an die Theke. Er wirkt ein wenig verloren, denn auch der Barkeeper hat keine Zeit für ein Gespräch, muss er doch gerade die Bestände für die Abendschicht auffüllen. Gelangweilt rührt er in seinem Cocktail.

Jonah schaut hoch, weil er spĂĽrt, dass ihn jemand ansieht.

„Es gibt keinen Gott!“

Die jungen Männer drehen sich um. Der Bärtige verschränkt die Arme vor der Brust und sieht Jonah unverwandt an. Mit lauter Stimme wiederholt er: „Es gibt keinen Gott. Hat es nie gegeben und wird es auch nie geben.“

„Okay“, denkt Jonah, „da sucht wirklich jemand ein Gespräch.“

Er nimmt seine Bibel und seinen Rucksack und geht zur Bar: „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

„Klar, nur zu …“

Ein wenig verunsichert zeigt der Bärtige auf den Hocker neben sich.

„Sie haben gesehen, dass ich in der Bibel lese, stimmt’s? Kennen Sie die Bibel?“

„Wer kennt die Bibel nicht? Ich hab’ genug gehört und gelesen, um Bescheid zu wissen …“

„Das glaube ich Ihnen“, erwidert Jonah. „Aber wissen Sie auch, dass Ihr Zuruf von gerade eben nichts Neues ist? Das steht schon seit mehr als 2.000 Jahren in der Bibel …“

Der Bärtige sieht Jonah ungläubig an: „In der Bibel steht, dass es keinen Gott gibt?“

„Darf ich Ihnen das kurz vorlesen?“, fragt Jonah und zeigt auf seine Bibel.

Der Narr spricht in seinem Herzen: „Es gibt keinen Gott!“
(Psalm 14,1a; Schlachter)

Mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht der Bärtige ihn an. Man spürt, dass er sich unsicher ist, was hier eigentlich gerade geschieht.

Behutsam schlieĂźt Jonah seine Bibel.

„Darf ich ihnen etwas sagen?“

Der Bärtige nickt.

„Die Bibel bezeichnet einen Menschen, der die Existenz Gottes verneint, als Narren. Das ist nicht böse oder abwertend gemeint, eher mitfühlend. Die Bibel meint, ein Narr ist jemand, der das wahre Wesen der Realität noch nicht erkannt hat …“

Aufmunternd lächelt Jonah dem Mann ins Gesicht.

Abwartend sieht dieser ihn an.

„Und darf ich Ihnen noch etwas sagen?“, fährt Jonah fort, „Sie dürfen dann nicht böse sein, aber Sie dürfen es als Antwort auf Ihren Zuruf verstehen …“

Der Bärtige nickt zurückhaltend.

„Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Narren aus der Bibel und Ihnen …“

„Welchen?“, fragt er vorsichtig.

„Der Narr in der Bibel ist bescheiden und sagt sich nur im Stillen, dass es keinen Gott gibt. Er geht nicht nach draußen und brüllt es durch eine Bar …“

Es ist mucksmäuschenstill.

Sogar der Barkeeper, der gerade eine Batterie Flaschen verstaut, schaut von seinem KĂĽhlschrank hoch.

Ein paar Sekunden sieht der Bärtige Jonah ins Gesicht.

Dann nimmt er einen Zwanziger aus seinem Portemonnaie und legt ihn auf die Theke. Langsam steht er auf, sieht Jonah noch einmal mit einem merkwürdigen Blick an und verlässt wortlos das Lokal.

Jonah spĂĽrt einen Stein vom Herzen fallen.

UnwillkĂĽrlich muss er an Jesaja denken und schickt im Stillen ein StoĂźgebet zum Himmel.

So soll das Wort, das aus meinem Mund geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
(Jesaja 55,11; Luther)

Der Jesus-Journalist ✍🏻

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